Bericht eines Auszubildenden von seinem Nebenjob
Nebenjobs und Minijobs. Jeder kennt sie, viele müssen Sie irgendwann in ihrem Leben machen, manche nur übergangsweise, andere länger und manche ihr ganzes Leben lang.
Nebenjobs sind für mich die Verkörperung von allem, was mir an Lohnarbeit nicht gefällt, hier zeigt es sich besonders deutlich.
Ich habe eine Zeit in einem Freiluft-Kino gearbeitet, dies jedoch nur als Nebenjob, zu meiner ohnehin schon viel Zeit in Anspruch nehmenden Ausbildung, da es sich mit dem wenigen Geld, dass man in einer Ausbildung zur Verfügung hat, auch nicht gut leben lässt.
Da in diesem Kino häufig und gerade im Sommer die meisten Vorstellungen erst abends losgingen, konnte ich nach einem Tag bei der Ausbildung (also früh um 6 anfangen und den ganzen Tag arbeiten) abends dort noch nebenbei etwas Geld verdienen.
Nachdem man also schon einen langen Tag hinter sich hat, verkauft man seine Arbeitskraft am Abend ein weiteres Mal. Und auch hier ist es dem Chef natürlich sehr wichtig, dass man mit Energie und voller Leidenschaft zur Arbeit erscheint.
Wie lange diese Spätschicht heute gehen wird? Noch nicht ganz klar, das hängt natürlich auch von den Gästen und den Filmen ab, auf einen klaren Feierabend kann man sich also nicht einstellen.
Zuerst muss alles aufgebaut werden, Stühle durch die Gegend tragen, Getränke auffüllen, die große Leinwand aufbauen und vieles mehr. Die Chefs schauen dabei interessiert zu und geben dann und wann ihren Senf dazu, jedoch vor allem, wenn etwas nicht so gemacht wird, wie sie es gewohnt sind oder Ihnen generell etwas nicht passt.
Auch wenn wir unter uns Kollegen mal etwas zu entspannt aussehen, kriegen wir die Chefs zu hören, welche sich eine neue Aufgabe für uns erdenken, damit wir bloß nicht faulenzen, während sie uns bezahlen.
Nachdem der Aufbau erledigt ist, strömen die Gäste in das nun errichtete Freiluft-Kino. Sie bezahlen einen, in meinen Augen recht teuren, Eintritt dafür, dass sie nun in sommerlicher Luft im Park einen Film schauen können. Anderen ist das nicht vergönnt, ein paar Leute haben es sich hinter den Stühlen und Sitzbänken gemütlich gemacht. Dies gefällt den Chefs natürlich weniger, kurzerhand beschließen sie das ganze Gelände mit Flatterband und einzelnen Zäunen absperren zu lassen und den ungebetenen Zuschauern zu sagen, dass diese gehen sollen.
Auch diese Aufgabe kommt uns zuteil, obwohl es mir wirklich herzlich egal ist, ob jemand dort den Film sieht oder nicht. Sollen sie doch mitgucken, das stört doch weder die anderen, noch uns. Sie haben sogar Essen und Getränke selber mitgebracht. Doch den Chefs ist dies ein absoluter Dorn im Auge, ihnen ist es jetzt besonders wichtig, dass alles so abgesperrt ist, dass man bloß keinen guten Platz zum gratis mitschauen bekommt.
Währenddessen wollen allerdings auch die anderen Gäste verköstigt werden, der Film beginnt erst in einer halben Stunde, jedoch sind viele Gäste bereits da und wir schlüpfen wieder in eine andere Rolle und verkaufen Getränke und Snacks.
Hier wird von uns natürlich gefordert, dass auch wir persönlich den Erwartungen der Gäste gerecht werden und motiviert und leidenschaftlich bei der Sache sind.
Leichter gesagt als getan, wenn man, für Mindestlohn, damit beschäftigt ist aus genau diesen Gästen so viel Geld wie möglich herauszupressen.
Die Snacks, die wir verkaufen, haben natürlich ebenfalls deutlich überteuerte Preise.
Noch vorhin haben wir sie alle aus den großen Vorteilpackungen in schöne stilvolle Behälter umfüllen müssen, hier werden sie für das fünffache verkauft.
Immer wieder meckern auch Gäste mit meinen Kollegen und mir, mal leicht ironisch, mal schon ein wenig wütender, wird sich dann über ein langes Warten auf das Getränk oder die Preise beschwert.
Dabei können wir natürlich für beides nichts, der Chef spart auch in der Schichtplanung und überlegt sich abends sehr genau wie viele Leute am nächsten Tag benötigt werden, um den Abend gewinnbringend über die Bühne zu bringen.
Manchmal fragt er Leute auch, ob sie nicht kostenlos ein wenig mithelfen wollen, „nur ein, zwei Stunden wenn es ganz voll ist“ und spielt dann auf die gute Stimmung an, die sich im Team trotz ihm gebildet hat.
Nachdem der Film vorbei ist, strömen die Gäste wieder nach Hause und wir bereiten uns auf den Abbau vor. Wenn dieser schnell geschafft ist, kann man nach Hause, jedoch wird man auch nur solange bezahlt, wie es dauert. Hier haben die Kollegen zum Teil unterschiedliche Taktiken für sich das Beste herauszuholen und es kommt öfters zum Streit.
Wenn alles eingepackt und wieder verstaut ist und wir die Gewinne des Abends gezählt haben, geht jeder noch einmal beim Chef vorbei um sich den Lohn abzuholen und sich anzuhören, ob man am nächsten Tag gebraucht wird oder nicht.
Auch hierbei wurde wieder sehr deutlich, dass man einfach nur eine beliebige Arbeitskraft ist, die zu einem gewissen Stundenlohn, dafür zu sorgen hat, dass der Abend für den Chef ein Erfolg wird. Ob es besonders gut läuft oder nicht ist für uns dabei völlig egal, der Stundenlohn bleibt gleich, auch wenn es ein besonders voller und stressiger Tag war und gleichzeitig die Einnahmen natürlich auch umso größer.
In meinem Fall war dies ein Job, der sich auf wenige Wochen im Sommer beschränkte, doch manche meiner Freunde und Kollegen schlagen sich mit einem solchen oder einem ähnlichen bzw. mehreren Minijobs bereits seit Jahren durch und sind immer wieder der Willkür verschiedener Chefs und der Gefahr des plötzlichen Verlustes der Arbeitsstelle ausgesetzt.
Im Allgemeinen ist es mir sehr wichtig zu betonen, dass diese Form des Arbeitens nicht dem entspricht, wie ich, gemeinsam mit Kollegen, meine Arbeit verrichten möchte und sich dies grundlegend ändern sollte.
